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Projekt Nr. 19/2006

die NACHT, ein Theaterstück von Andrzej Stasiuk

Theater AA Vademecum, Regie: Roma Janus

„Nacht – Slawo – Germanisch – medizinische Tragikfarce“

Ein Theaterstück von Andrzej Stasiuk, das mit  schwarzen Humor und Ironie die Klischees zwischen dem germanischen und slawischen Raum entlarvt. Ein polnischer Autodieb wurde in Deutschland bei einem Raubüberfall erschossen. Der Juwelier, der ihn erschoss, muss sich einer Herztransplantation unterziehen und wehrt sich, als er erfährt dass er künftig mit dem Herzen eines „Germanistikstudenten“ aus dem wilden Osten leben soll. Er ahnt aber noch nicht, dass samt dem neuen Organ ihm auch die slawische Seele „angepflanzt“ wurde.

Interkultheater Wien, Filligradergasse 16, 1060 Wien

Samstag, 23. Sept. 2006  16.30 Uhr

 

Reżyseria: Roma Janus

Muzyka: Viktor Ciesielski

Animacja: Anatoliy Lavrenischin

Scenografia/ Kostiumy/ Maska: A. Andrejewna, A. Tolmacs – Soszyńska, W. Czarniak

Asystent reżysera/Sufler: B. Kamińska

Technika/Dźwięk: S. Osuch

Aktorzy: A. Okulska, B. Paluch, A. Hönig, U. Misiaszek, I. Jeż, H. Grasser, M. Skwarczyńska, P. Kołodziej, W. Czarniak, J. Natkaniec, M. Brecht

 

 

 

 

 

Liebe Roma !

Anbei folgendes :

 Der dies schreibt , ist kein Juwelier , auch kein Autodieb , aber  wenigstens ist es gerade Nacht .

 Der dies schreibt ist aber auch kein Kritiker.  Literatur, überhaupt jegliche Art Kunst (der dies schreibende mag  dieses Wort eigentlich nicht so recht . . . )  eine wie auch immer geartete Verwissenschaftlichung oder Verreligiosierung aufbürden zu wollen, ist seiner Ansicht nach bloßer Zeitverschwendung (sowohl solches zu fabrizieren als auch zu lesen), entweder man wird von einer Arbeit in seiner Seele (unabhängig ob nun sterblich, unsterblich oder welcher anderer Konfession auch immer angehörend) berührt oder auch nicht.

Diese Berührung hat keine Verpflichtung . Sie ist zärtlich , schließt also Indiskretion      aus , wenn sie kann .  Sie ist intim . Sie kennt keinen Schlag gegen die Wahrhaftigkeit , denn sie denkt nicht an sich . Beginnt sie damit , so vergeht sie an sich selbst .

Auch ein Theaterstück berührt jeden einzelnen Zuschauer individuell und nicht „ die Zuschauer “  als ein Kollektiv . Kultur und Masse schließt sich wechselseitig aus . Wenn Kunst überhaupt definiert werden kann , dann vielleicht bestenfalls in Richtung einer Form von Kommunikation zwischen zwei gleichberechtigten Partnern , selbst dann , wenn , oder gerade wenn  man nun einmal nur einzig für sich selbst schriebe .

Wurde jemals ein Mensch von einer Literaturkritik anders berührt als gleitend, in rückwärtige Körperöffnungen hinein  oder als Tritt vorne . . . nunja , sagen wir eineinhalb Handspannen unterhalb der Gürtellinie hinein . . .

Ließ irgend jemand einmal von Reich – Ranickis Kollumne mit Tränen in den Augen ab , es sei denn er war ein Autor ?

Ist das hier jetzt nicht gar Kritik an der Kritik ?! Doppeltgemoppeltes ??   Pfui !!

Aber wer weiß , vielleicht irrt sich der Verfasser  ja auch . . .

 

Der dies schreibt – ach was , ich gestehe es , ich rede von mir selbst , ich schreibe hier , mein Name tut übrigens nichts zur Sache – . . . ich schreibe von einem  guten Stück , das es nicht verdient hat , daß ich mich verbal  in Kleinlichkeiten über es oder über Prinzipien , die hinter seiner Verfassung stehen könnten , auslasse . . . , dieser kleine Unterschied zur Kritik ist mir wichtig .

Nun denn : Leider sind Toyota Ersatzteile in der Mongolei tatsächlich schwer zu bekommen . Deshalb bevorzugt man dort vor allem den Lada Taiga , der mit dem UAZ technisch nicht ident ist .  Im Übrigen . . . vielleicht versteht man in der Mongolei nichts von schwarzen X5 , aber dafür kennt man sich aus mit weissen Kamelen in Doppelhöckerausführung . . .  quasi die BMW  der Wüste Gobi  . . .   Boxerhöker . . .  Und wie sieht es dort nun aus mit Kameldiebstahl ? Gewiß sind mongolische Kamele besser als französische und sogar als deutsche , sie eignen sich sogar zum abschleppen exilrussischer Ladas und UAZ’s  –  an guten Tagen darf’s auch ’mal ein Landcruiser sein . Deshalb , wehrter Leser dieser Zeilen , kaufen Sie nur mongolische Markenkamele , gebraucht oder neuwertig aus biodynamischer , genfreier Zucht !

Ich freue mich , daß endlich einmal dem Daimler der Platz in der Weltliteratur zugestanden wird , welcher  ihm gebührt  !

Daimler ist ja eigentlich eine der seltensten Automobilmarken , quasi die Luxusklasse des  Jaguar . – Es sei denn es ist Daimler – Benz  gemeint , also Mercedes . – Vielleicht auch Austro – Daimler , also ein Autobus . . .  oder ein Panzer . Im allerletzten Fall könnte er vom Typ Pandur sein . Die meisten Panduren stammten vom Balkan , aber sie gelangten in einem Feldzug sogar bis nach Berlin , das sie kurze Zeit lang besetzten . Neben Berlin beginnen auch die Hauptstädte Bern und Baku mit einem “ B “  , das entspricht dem kyrillischen “ W “ , womit wir über Wien , Wolkersdorf  und Wladiwostok nach Warschau gelangen . – Man sieht also , Daimler verbindet nicht nur Großeuropa , nein auch Berlin mit Warschau , Golf mit Brillanten , Passat mit Ostwind . . . 

 

Ich will nicht davon singen , wie das Mißverstehen zwischen Völkern funktioniert , ich bin kein Chor . Außerdem : Mißverständnisse  erkennt man  ja gerade daran , daß da irgendetwas nicht funktioniert . . .  Andererseits , wer überhaupt  keine Vorurteile hat , ist nun einmal  tot . Es sei denn natürlich , man hat soeben sein Herz an einen alten , dicken Juwelier verloren . Und Hand auf eben dieses  Herz : Stellen wir uns einfach einmal einen deutschen Juwelier vor , der nach Albanien führe um dort russische Autos zu klauen , würden wir dem gegenüber nicht auch Vorurteile    entwickeln ??

Geht es in diesem Stück eigentlich wirklich um Vorurteile ? Oder ist das selbst ein Vorurteil ? Ist irgendwer , der in ihm vorkommt , frei von Vorurteilen ? – Den Chor miteingenommen ? Das Vorurteil wird aber bevorzugt in diesem Stück absurd dargestellt , und nach dem Sinn von Absurdem zu fragen , ist selbst absurd . Das Absurde braucht keine Aussage , aber es ist tolerant , wenn es eine Aussage gibt   . . . ein Schwein , wer Böses dabei denkt . . . also : gibt es jetzt eine Aussage ? Und wenn  ja-in  , ja oder nein , habe ich das behauptet ? Wer bin ich denn ? Ein Literaturkritiker ? Ein Audi ? Ein mongolisches Hochleistungskamel ? Sicher keine Stuka , die ist mir zu laut .  Im   übrigen : deutsche Chirurgen sind heute längst  keine Messerschmitts mehr .  Aber vielleicht ist auch das ein Vorurteil . . .  und wie gesagt , mit den Vorurteilen ist das so eine Sache . Haben zum Beispiel Deutsche und Polen mehr Vorurteile einander gegenüber als internationale , Autos besitzende Juweliere und internationale Juwelen heischende Autodiebe einander entgegenbringen ?

Alle Vorurteile sind falsch, selbst dieses!

Wer hat Vorurteile vor Vorurteilen?

Kräht des Morgens der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist!

 Die Welt ist eben seltsam geworden. Das ändert sich einfach nie . . .

Ach ja . . . das Stück zu sehen lohnt sich.  Schauen Sie es sich an. Es ist gut.

MARTIN HELLER

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